Es besteht kein Zweifel, das Jahr 2019 ist ein Rosenjahr! Sah es wegen des kalten Frühjahrs Mitte April noch trübe aus in den Rosengärten, statt schwellender Knospen zeigte sich Mehltau und das Wachstum kam nicht richtig in Gang, so änderte sich das Bild schlagartig und es entfaltete sich eine Rosenpracht wie seit Jahren nicht.

In meinem Garten entwickelten sogar Rosenstöcke, die von Anfang an geschwächelt hatten, so dass ich mir schon Sorgen wegen des Standorts machte, kräftige Triebe waren bald von Blüten übersät. Kletterrosen drohten zu schwer für ihre Gerüste zu werden, und Begleitstauden hatten Mühe, sich neben den üppigen Beet- und Edelrosen zu behaupten.

Auch im Neusser Rosengarten bot sich wochenlang ein prächtiges Bild, vor allem, da dort wegen der unterschiedlichen Sonnenlagen die Blütezeit noch verlängert wurde. Sogar jetzt, wo in meinem Garten schon der erste Flor verwelkt ist, kann man im Rosengarten noch Blüten finden.

Im Allgemeinen ist aber jetzt die Zeit gekommen, alle verblühten Triebe bis zum ersten vollständigen – das heißt fünfteiligen – Blatt abzuschneiden. Manchmal kommt dort schon ein neuer, zarter Blütentrieb zum Vorschein, der natürlich nicht verletzt werden darf. Bei Blütenbüscheln warte ich immer, bis alle Einzelblüten verwelkt sind, während Puristen die mittlere Blüte, die zuerst aufgeht und verwelkt, vorsichtig herausschneiden. Es gibt dafür spezielle, winzige Scheren.

Bei Ramblerrosen, die ganze Bäume erobern und bei Wildrosen entfällt der Pflegeschnitt, sie blühen nur einmal im Jahr, schmücken sich aber als Entschädigung mit hübschen Hagebutten. Auch die alten Rosensorten remontieren nicht, das bedeutet, sie blühen im Spätsommer und Herbst nicht ein zweites Mal, oder nur ganz spärlich. Fast alle anderen Rosen entwickeln nach dem Sommerschnitt und einer Düngergabe Anfang Juli noch einmal einen Blütenflor, der dem ersten in nichts nachsteht und der manchmal bis zum Frost anhält.

Als Ursache für die diesjährige Rosenpracht vermutet man übrigens, dass die lange, heiße Trockenzeit im vergangenen Sommer die Rosen dazu angeregt hat, auf der Suche nach Wasser längere Wurzeln zu entwickeln, die in diesem Jahr die Pflanzen optimal mit Nährstoffen versorgen.

Ihre Rosengarten-Beauftragte
Gabriele Boss