Im Rosengarten ist nun Winterruhe eingekehrt, und beim Anblick der letzten, windzerzausten Blüten braucht man schon viel Vorstellungskraft, um sich die Pracht des nächsten Frühlings auszumalen.

Von jeher hat die Rose die Phantasie der Menschen angeregt und Mythen und Legenden um die „Königin der Blumen“ gewoben. Im Altertum wurde sie bereits der Liebe, der Schönheit und dem Göttlichen zugeordnet. So wurde die Rose in den Überlieferungen mit der Liebe zwischen Venus und Apoll in Verbindung gebracht, und Aphrodite salbte den im Kampf gefallenen Hektor mit Rosenöl. Künstler griffen diese Anspielungen Jahrtausende später auf, wie zum Beispiel Sandro Botticelli in seinem berühmten Gemälde „Geburt der Venus“, auf dem die wunderschöne Göttin von zarten Rosenblüten umweht wird.

Mit dem Aufstieg des römischen Reiches fand die Rose zum irdischen Gebrauch. Wohlhabende Römer liebten es, ihre Feste verschwenderisch mit Rosenblüten und -Blättern zu dekorieren, die zunächst aus Ägypten eingeführt, im ersten Jahrhundert der heutigen Zeitrechnung dann auch im Süden der italienischen Halbinsel angebaut wurden. Die Verwendung der Rose als Luxusdekoration zog sich über viele Jahrzehnte und gipfelte in einem kaiserlichen Festmahl im dritten Jahrhundert, bei dem betrunkene Feiernde in den Massen der ausgestreuten Rosenblätter erstickten.

Bis zum Mittelalter verlor die Rose als Luxus- und Schönheitssymbol an Bedeutung, wurde aber stets als  Heilpflanze geschätzt und gesammelt und später auch angebaut. Die wohl bekannteste Vertreterin der mittelalterlichen Heilkunde, die Äbtissin Hildegard von Bingen, empfahl beispielsweise Rosentinkturen bei Krankheiten der Augen und der Muskeln.

In der Malerei wurde das Rosenthema im Mittelalter neben den Darstellungen von Mythen aus dem Altertum auch in religiösen christlichen Bildern aufgegriffen. Die Rose wurde neben der Lilie zum zentralen Attribut für die Jungfrau Maria. Sie symbolisierte die Tugenden der Gottesmutter, als rote Rose auch die Schmerzen. Lieder und Legenden nahmen sich dann auch des Themas an.

Der Adel entdeckte ebenfalls die Rosendarstellung für sich, beispielsweise als Bestandteil des Wappens. Bekannt ist unter dem Namen „Rosenkriege“ die langjährige Fehde des Herzogs von Lancaster, der eine rote Rose im Wappen führte, mit dem Herzog von York, dessen Wappen eine weiße Rose zierte. Die Hochzeit von Heinrich Tudor aus dem Hause Lancaster mit Elisabeth von York beendete schließlich die kriegerischen Auseinandersetzungen. Das neue Wappen der Tudors enthielt dann eine Rose, die beide Farben in sich vereinigte.

Vom Luxusgut, das Wenigen vorbehalten war, entwickelte die Rose sich in der Neuzeit dann zu einer beliebten Pflanze auch für breitere Bevölkerungsschichten, doch davon ein anderes Mal mehr.

Ihre Rosengarten-Beauftragte
Gabriele Boss